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21.12.2007 - 24.12.2007 Tanzania Die ersten Kilometer in Tanzania folgen wir wieder einmal dem “Trans-Afrika-Highway”, der an dieser Stelle den Charms eines asphaltierten Feldweges hat. Wir sind sehr sehr glücklich über die gute Strasse. Doch wir haben noch nicht die ersten hundert Kilometer hinter uns gebracht, als wir unser Glück schwinden sehen. Polizeikontrolle (Mal wieder). Der Polizist hebt die Schranke erst, als wir seinem Chef eine Mitfahrgelegenheit nach Arusha geben. Was wir gerne tun, denn das Ganze hat auch seine gute Seite. Wir wissen nun, aus erster, offizieller und sagen wir mal mehr oder WENIGER objektiver Quelle, dass die Masai, die wir hier auf dem Fahrrad sehen, Räuber, Verbrecher und Viehdiebe sind. Er selbst ist natürlich kein Masai. Darüber hinaus gibt er uns noch einen exzellenten Tip für gutes Mittagessen in Arusha. Arusha, der Platz an dem die Safarihelden schlafen, angeblich. Das Übermaß an Touristen erkennen wir am Snobbismus der Einwohner. Als wir nach dem Weg fragen wollen, gehen die Leute auf der Straße einfach weiter und die Restaurantempfehlung des Polizisten erweist sich als absoluter Touristennepp. Während sich die Tische der ortsansässigen unter den Fleischtellern biegen, biegt sich unser Tisch bestenfalls nach oben. Naja, dafür war es zumindest nicht gerade billig. Wir fahren also zügig weiter und finden einen netten Schlafplatz am Fusse des von Regenwolken verhüllten Kilimajaro. WIr machen es uns gerade gemütlich, da quietscht das Tor, des ansonsten verlassenen Campingplatzes und vor uns steht der nasse Peter und tropft. Nicht so schlimm, erstmal gibts nen warmen Kaffee und dann Köpfen wir den Rotwein aus Nairobi, wo wir Peter zuletzt verabschiedet hatten. Als wir dann noch echtes Brot und Kassler (auch aus Nairobi) auf den Tisch zaubern, vergisst Peter glatt seinen Traum vom Sauerbraten. Es war ein Fest! Und als aller Rotwein leer, das Kassler verspeist, die Moskitokerze runtergebrannt, der letzte Tropfen Whisky genossen und die Erlebnisse der vergangenen Wochen ausgetauscht sind, verabreden wir uns auf ein weiteres Fest in Südafrika. Durch höhere Gewalt wird dieses Versprechen mit einem 5 minütigen Blick auf den fast immer Wolken verhangenen Gipfel des Kilimanjaro am anderen Morgen besiegelt. Unsere Wege trennen sich wieder. Während Peter mal wieder seinen Stoßdämpfer flickt und dahin fährt wo die Veilchen wachsen, in die Usambaraberge, ziehen wir weiter gen Süden. Wir streifen durch endlose Siesal-Plantagen, sehen wundervolle Bergmassive, tolle Wolkenformationen, sehr schwarz, sehr sehr nah und wahnsinnig naß. Kurz: Es regnet Katzen und Hunde. Nein, Elefanten und Nilpferde. Doch nicht nur das Gewitter macht uns Sorgen, auch ein kleines, rotes Lämpchen im Armaturenbrett leuchtet, obwohl es das nicht tun sollte. Als der Regen so stark ist, dass wir nichts mehr sehen können und die Bananen sich unter dem Wolkenbruch zu Boden biegen halten wir und Matthias liegt mal wieder unterm Auto. Irgendwie findet er aber nicht so richtig den Fehler und beruhigt Grit mal mit der Aussage, dass es bestimmt am Regen und dem damit verbundenen üblichen Wassereinbruch an der Frontscheibe zusammenhängt. Pudelnass, schlingern wir kurz vor Sonnenuntergang, abseits der Hauptstrasse zum Geheimtipp unseres Reiseführers. Dieser Geheimtipp war jedoch so geheim, dass der Campingplatz bereits seit einiger Zeit (Jahre?) geschlossen war. Wir dürfen dennoch bleiben und wurden von 2 Hunden so scharf bewacht, dass wir unser Abendessen freiwillig auf dem Autodach genießen. Früh brechen wir auf, denn die Hauptstrasse geht nun direkt durch einen Nationalpark und wir gehen auf Morgenpirschfahrt. Wir werden belohnt mit fast allem was die Steppe zu bieten hat und keine Katze ist. Wir sind begeistert, dass die Grünstreifenpflege hier nicht vom örtlichen Bauhof, sondern von ein paar kleinen Elefanten übernommen wird. Die kleinen Racker waren jedoch nicht ganz bei der Sache. Statt ordentlich zu mähen/grasen gab es ein Schieben und Drücken, ein “Rumgerüssele” und Getröte. Ein wenig empört sind wir aber trotzdem über diese Kinderarbeit. Nur ein paar Meter weiter passiert es dann. Wir werden bestraft! Wir waren nicht angeschnallt. Irgendwie werden wir auch das Gefühl nicht los, dass der Polizist Mitarbeiter des Monats werden will oder, so kurz vor Weihnachten seine Jahresstatistik aufbessern muss. Daher sind wir froh, dass wir “nur” nicht angeschnallt waren, denn das beschleunigt die Sache ungemein, da er nicht erst einen Grund für die Strafe finden muss. Während wir da stehen und auf den Strafzettel warten, fahren übrigens ca. 50 LKWs an uns vorbei, deren Fahrer nicht angeschnallt sind. Schmunzelnd und angeschnallt fahren wir weiter. Hinter 7 Bergen, über sieben Brücken und sieben-zig Kurven liegt unser Tagesziel, die Stadt Mbeya nahe der Grenze zu Sambia. Es dunkelt mal wieder und wir sind immer noch nicht angekommen. Wo schlafen wir bloß heute? Die angesteuerte Missionsstation ist unauffindbar, die Stadt selbst ein Moloch, der Verkehr furchtbar und wir entschließen uns zur Flucht nach vorne! Ein Schild -20 km, Lodge und Camping - ein Licht am Horizont. Ein paar Minuten später: ein Bahnübergang, ein Zug, ein Stau, keine Bewegung, der Hoffnungsschimmer geht gemeinsam mit der Sonne unter. Nach einer halben Stunde folgen wir den Einheimischen in den Schlamm entlang des Bahndamms. In der Dunkelheit folgen wir der Lichterkette. Diese bekommt schnell Lücken, da die Minibusse im Schlamm stecken bleiben und von den Fahrgästen angeschoben werden. Irgendwann queren wir die Gleise, nun ist nur noch ein einsames Fahrzeug vor uns. Ihm folgen wir, die Hauptstraße irgendwo links von uns. Keiner von uns beiden wagt auszusprechen was wir denken, hoffentlich will er auch zurück auf die Hauptstraße! Kaum gedacht, ist es auch schon passiert. Er biegt rechts, in die tiefschwarze Dunkelheit ab. Wir sind allein. Wir versuchen es mit dem ersten straßen-ähnlichen Weg in Richtung Hauptstrasse. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt, entweder ist es der richtige Weg, oder wir werden verfolgt, weil jemand denkt, wir kennen den Weg. Doch bald haben wir unseren Verfolger in irgendeiner der hüfttiefen Schlammpfützen verloren, dafür aber die Hauptstrasse wiedergefunden. Nun stehen wir vor der nächsten, viel größeren Herausforderung, wir müssen uns in den inzwischen wieder fliesenden, dichten Verkehr einfädeln. Es war eine großartige Idee, unser kleiner nächtlicher Ausflug... Der Morgen graut, wir schreiben den 24. Dezember 2007 und packen, Oh du fröhliche, den kleinen Plastikweihnachtsbaum aus (Vielen Dank Lars und Katie). Ein himmlischer Chor Siesal Engel aus Kenia vervollständigt die Weihnachstdeko in unserem rollenden Zuhause. Weil heute Weihnachten ist, wollen wir nicht nur fahren, sondern machen ein wenig Sight-Seeing. Die Entscheidung fällt zu Gunsten der Fledermaushöhle bei den heißen Quellen (Happy Hour, 2 in 1). Der Meteorit hat das Nachsehen. Der Ort des Geschehens ist ein Marmorsteinbruch. Genau folgen wir den Anweisungen des Reiseführers um dahin zu finden. Nach einer Brücke, beim 2. Stein links, dann steil Bergauf, den schiefen Baum links liegen lassen, dem 2. Flussbett nach rechts für ca. 350 Meter folgen, das Flussbett nach ... Was wir selbst kaum glauben, wir finden tatsächlich den Steinbruch. Dies ist kein offizieller Touristenpunkt. Dies ist Privatbesitz der Marmorfirma und wir suchen an diesem verlassenen Ort, am Heilig Abend, einen Steinbruchmitarbeiter, der uns zur Fledermaushöhle und den heißen Quellen führen soll. Unser Guide, einer von 2 um diese Zeit noch anwesenden Wachmännern, war wohl nicht ganz mit dem ausgehandelten Honorar für die Tour zufrieden. Er läßt Grit in der Fledermaushöhle erstmal in ein 2 Meter Loch abstürzen. Grit landet im Fledermausdreck und das ist auch schon das Einzige, was wir von den possierlichen Tieren zu sehen bekommen. Die heißen Quellen dagegen sind noch wesentlich weniger beeindruckend. Ein paar blubbernde Schlammpfützen, gerade groß genug für ein Wachtelei, gerade heiß genug um die Brille beschlagen zu lassen, sind eigentlich keinen Blick wert. Und so betrachten wir halt Ziegen, die im Steinbruch von Marmorblock zu Marmorblock hüpfen. Wir fahren zurück zur Hauptstrasse, es regnet schon wieder und schnell machen wir noch eine Mutter mit einem SWR3 Elch für ihr Baby glücklich - Merry Christmas -. Wir erreichen die bisher grässlichste Grenze unserer Reise, auf nach Sambia... 27.08.2008 - 30.08.2008 Tanzania II Bei unserem letzten Stop in Malawi haben wir, wie üblich, uns nochmal über den aktuellen Wechselkurs erkundigt und dennoch schreiben wir heute Reisegeschichte. Denn an dieser Grenze werden wir so richtig übers Ohr gehauen. Beim Umtausch unseres letzten Malawi Geldes in Tanzania Schilling schaffen es die Jungs uns glatt um den Faktor 10 zu veräppeln. Wir nehmens es ziemlich locker, denn einerseits haben wir nur ganz wenig Geld getauscht und damit auch nicht viel verloren, andererseits ziehen wir den Hut vor den Jungs, die das echt clever angestellt haben. Jetzt gilt es nur noch die KFZ-Haftpflicht-Versicherung abzuschließen und schon können wir weiter. Doch auch hier sind die Kurse ähnlich hoch wie beim Geld tauschen. 150 US Dollar für 1 Monat Haftpflicht erscheint uns doch recht teuer. Während wir feilschen überlegen wir uns auch Alternativen. Aber angesichts der sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass der hiesige Versicherungsmakler ganz bestimmt einen Bruder oder Freund hat, der Polizist ist und der uns dann nur wenige Kilometer weiter mit offenen Armen und wahnsinnigen Forderungen empfangen würde, beschließen wir unsere Kräfte auf die Preisverhandlung zu konzentrieren. Mit ansehnlichem Verhandlungserfolg, aber immer noch recht teurer Versicherung fahren wir dann, auch von jedem der vielen Polizeiposten an der Strecke unbehelligt, weiter. Weiter auf der selben Straße, die wir vor einigen Monaten, uns erscheint diese Zeit wie eine kleine Ewigkeit, schon einmal gefahren sind, nur in die andere Richtung. Damals setzte gerade die Regenzeit ein, heute tragen die Baobab-Bäume Früchte. Dieses Mal haben wir etwas mehr Zeit um die Strecke und ihre Sehenswürdigkeiten zu genießen, das letzte Mal hatten wir stattdessen einen funktionierenden Anlasser. An der “Isimilla Stone Age Site” lebten vor vielen Jahrtausenden Menschen an einem See in einem kleinen Tal. Sie teilten bereits ihre Aufgaben in der Gesellschaft auf, einigen gingen jagen, andere stellten Werkzeuge und Messer her, ... Im Laufe der Zeit füllte sich das Tal und begrub die Hinterlassenschaften dieser Menschen mit Erde, Lehm, Geröll und Steinen. In der jüngeren Vergangenheit legt Wind und Wetter die Relikte wieder frei und ein wundervoller archäologischer Spielplatz entsteht. Interessiert spielen wir mit den Werkzeugrekonstruktionen an der Ausgrabung. Brav sehen wir uns die Steine im Tal an, die der Geologen und Archäologen Herz bestimmt höher schlagen lassen, uns aber irgendwie doch nur wie Steine erscheinen. Richtig spannend wirds dann auf dem weiteren Weg durch die Isimilla Schlucht. Im fast ausgetrockneten Flussbett wandern wir durch einen Säulenwald. Während der Regenzeit frisst sich das Wasser tief in den weichen Boden und lässt dabei bizarre Erd-Stelen stehen. Diese haben wir auf Bildern bereits gesehen und genau deswegen haben wir hier angehalten. In Tanga erreichen wir die Küste Tanzanias und nun fangen wir an unsere Heimkehr zu organisieren. Im Hochhaus am Hafen sitzen alle Namhaften Reeder und wir tingeln von Büro zu Büro um ein Gespür für Preis und bürokratischen Aufwand für die Verschiffung des Volvos nach Europa zu erhalten. Was wir bisher dazu wissen ist nur, wenn man den Agenturen per Mail eine Anfrage zusendet erhält man keine Antwort, wenn man bei den Agenturen anruft hat man zwar mit jemanden gesprochen, eine Antwort hat man deswegen aber noch lange nicht. Also werden wir persönlich vorstellig und erfahren, dass ohnehin alle Schiffe von Dar Es Salaam oder Mombasa gehen, dass die Preise für die Schiffspassage selbst nur um wenige US Dollar voneinander Abweichen und dass die Hafengebühren den Löwenanteil an einer Verschiffung ausmachen. Die Hafengebühren in Mombasa sind ein wenig preiswerter als in Dar Es Salaam und so bleibt unser Ziel, die Südküste Kenias als Abschluss unserer Reise bestehen. Am Morgen unserer Abfahrt zur nur 80km entfernten Grenze nach Kenya gelingt uns dann das unmöglich geglaubte, wir erreichen am Telefon unseren Freund Wolfgang aus Nairobi. Und wie das Reiseschicksal so spielt, ist Wolfgang gerade an Kenias Südküste in einem Ferienhäuschen von seinen Freunden. Beschwingt machen wir uns auf den Weg die letzten Kilometer “richtige” Reisestrecke hinter uns zu bringen. Die Küstenstrasse von Tanga nach Kenia ist in eher desolatem Zustand, dafür sind die Menschen hier um so freundlicher. Wir überholen nochmal Transporte von Möbeln, Pflanzen, Holz etc., alles natürlich auf dem Fahrrad. Selbst unserem Göti scheint die Tour Spaß zu machen und er freut sich wahrscheinlich, dass er nun doch nicht in Afrika verkauft, sondern per Kreuzfahrt zurück nach Deutschland und bei uns bleiben darf. Ein Auge weint, ein Auge lacht, wir erreichen den letzen innerafrikanischen Grenzübertritt dieser Reise, wir erreichen Kenia... |
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