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 24.12.2007 - 02.01.2008 Sambia

IMG_8784Unsere Erfahrung in Sambia beginnt mit wildem Geschachere um die Carbon-Tax. In Sambia ist diese Abgassteuer jährlich zu entrichten und berechnet sich nach Hubraum des Fahrzeugs. Wir sollen ca. 50 EUR bezahlen. Geistegegenwärtig fragt Grit nach und wir erfahren, “Ja, die Steuer, die wir nun bezahlen ist gültig bis zum 31.12. und danach ist die Steuer erneut zu entrichten.” Dass das uns irgendwie ziemlich hart trifft, da wir Sambia ja auch schon in den ersten Tagen des neuen Jahres verlassen wollen, sehen die Beamten auch recht schnell ein, aber machen können sie da nichts. Das wäre sehr schade, aber schließlich Gesetz.

Wir geben nicht nach und verlangen den Chef zu sprechen. Dieser kann uns erstmal, obwohl er gerne wollte, wie er beteuert, auch nicht helfen. Wir schlagen daher mal eine Teilzahlung von ca. 5 EUR vor, doch damit kann der Boss auch nichts anfangen, denn sowas sehen die Statuten überhaupt nicht vor. Nach längerer Diskussion scheinen wir ihm auf die Nerven zu gehen, bestimmt hat er sich seinen Dienst an Heilig Abend entspannter vorgestellt. Also entschließt er sich das Problem von sich zu schieben und meint, wir sollen bei unserer Ausreise aus Sambia uns beim Zoll melden um die Carbon-Tax entsprechend zu bezahlen.

Wir wünschen ihm Frohe Weihnachten, schütteln die unzähligen Schlepper, Geldtauscher, “Versicherungsagenten”, Reiseführer im Grenzgebiet ab und machen uns aus dem Staub.

Der Staub im Grenzgebiet hat sich noch nicht wieder gelegt, schon stehen wir vor einer geschlossenen Schranke. Straßensteuer, der können wir nun nicht entgehen, aber die ist auch nur ein Mal, bei Einreise zu bezahlen.Copy_IMG_8888

Der Schlagbaum öffnet sich und gefühlt können wir den nächsten Schlagbaum am Horizont sich bereits schließen sehen. Die nächste Polizeikontrolle. Freundlich werden wir begrüßt, gemütlich werden unsere Papiere kontrolliert, ein Kugelschreiber als Weihnachtspräsent beschleunigt die ganze Übung ein wenig und es geht weiter, zur nächsten Polizeikontrolle. Hier trifft es uns härter.

“Zeigt mal eure beiden Warndreiecke!” Natürlich haben wir, wie die meisten in unserer Situation, nur eines dabei. Und genau das weiß der Polizist auch und will uns gleich mal ca. 200 EUR Strafe abknöpfen. Nun geht das Geschachere von Neuem los und wir einigen uns irgendwann auf einen “quittungsfreien Betrag”.

Sambia, das Land der Polizeikontrollen, an jedem kleinen Dorf steht ein Polizist mit Schlagbaum, alle wissen, dass Touristen, wie wir selten 2 Warndreiecke haben, alle hätten gerne noch einen “Weihnachtsbonus”. Leider ist Heillig Abend, die Geschäfte sind geschlossen und ein 2. Warndreieck nicht zu bekommen. Wir brauchen also eine Alternative.

Wir holen aus unserem Werbegeschenkfundus, den wir zu diesem Zweck dabei haben, Kugelschreiber, Schlüsselanhänger, Taschenlämpchen, Taschenmesser, ... und legen alles bereit. Unser Verhalten am Schlagbaum sieht ab sofort so aus: Wir fahren langsam an, begrüßen den Polizisten lächelnd mit Merry Christmas und überreichen ihm ein Paket Papiere, inkl. ADAC Karte und allem was wichtig und bunt aussieht, oder einen Stempel hat. Wir wedeln mit unseren beiden Warnwesten, deuten auf den Feuerlöscher und in der Zwischenzeit hat der Polizist schon unseren Köder gefressen und fragt nach dem Weihnachtsgeschenk. Worauf er prompt, lächelnd einen Kugelschreiber oder ähnliches überreicht bekommt, dazu ein kleine Geschichte, über die Besonderheit des Geschenks und das Wort, dass wir das Ding nur für ihn aus Deutschland, durch fast ganz Afrika gefahren haben. Stolz werden wir durchgewinkt und kein weiteres Mal auf ein 2. Warndreieck angesprochen. Wir haben es kapiert, doch entspanntes Fahren ist etwas Anderes.

Kopie von IMG_8853Es ist noch immer Heilig Abend, es regnet noch immer, es tropft inzwischen im Auto und wir haben noch immer keine Unterkunft.

Wir fühlen uns Maria und Joseph sehr nahe, doch soviel echtes Weihnachtsfeeling hätten wir nicht gebraucht. Schließlich, mal wieder kurz vor der Dämmerung, finden wir im strömenden Regen Unterschlupf vor einer kleinen Schule in einem Dorf aus 5 Hütten. Als Weihnachtsessen gönnen wir uns mit heißem Wasser aufgegossene Trecking Kost (Danke Claudia, Andrea, Uwe, Micha - Ihr habt uns Weihnachten gerettet). Melancholie macht sich breit.

Ein weiterer Tag in der eintönigen Landschaft entlang der Strasse. Die einzige Abwechslung sind die Waren, die hier am Straßenrand verkauft werden. Kohle, Pilze (sehr groß und sehr lecker), Honig, geröstete Mopane Würmer, Kohle, Pilze, ...

Wir singen ein paar klägliche Weihnachtslieder, essen ein paar Kekse und denken an alle daheim, ganz ehrlich, wir hatten uns Weihnachten in diesem Jahr irgendwie anders und auch trockener vorgestellt. Doch was solls, Grit zaubert heute aus unserem Vorratskeller ein wahres Festmahl. Spaghetti mit Meeresfrüchten, und das an Weihnachten mitten in Zentralafrika.

Der nächste Tage endet eigentlich Mittags schon. Wir tanken, wir essen, wir starten den Motor, nichts. Das Ganze noch mal, nur ohne tanken und essen. Wir spulen das komplette Programm ab. Bezinfilter reinigen. Luftfilter reinigen. Starterspray. Alles erfolglos, also tauschen wir die Zündkerzen, die haben es auch wirklich nötig. In diesem Moment fährt ein VW Bus mit weißem Fahrer vorbei. Wir höhren ein “Ach neeee”. Und schon wenige Augenblicke steht Burkhard neben uns. Burkard wohnt hier und baut gerade eine kleine Lodge auf. Er meint, wir müssen auf jeden Fall bei ihm vorbeikommen und wenn unser Auto nicht anspringt, dann schleppt er uns zu sich, wo wir auch seine Werkstatt benutzen können.

Gott sei Dank springt unser Liebling später blubbernd an, stößt eine große Rauchwolke aus und wir fahren zu Burkhard. Hier werden wir IMG_8917freundlich aufgenommen und bekommen ein hübsches, trockenes, kleines Häuschen zur Übernachtung angeboten. Spontan bleiben wir. Bevor wir mit Burkhard und seiner Frau traditionell sambisch essen gehen (Shima-Maisbrei mit Huhn) lernen wir Henry kennen. Henry ist Schwede und lacht sich kaputt als er im Hof unser Auto stehen sieht. Er selbst hat während seiner Militärzeit TGBs gefahren, darunter auch den seltenen Diesel Prototyp. Er beschwört : “Die lahmste Kiste aller Zeiten.” Gerne würden wir noch länger an diesem gemütlichen Ort bleiben, doch wir müssen weiter.

Wir erreichen Lusaka, Haupt -Stadt - Dorf Sambias. Was wir seit Ägypten kaum zu hoffen wagten, wir haben es irgendwie doch noch pünktlich geschafft. Leider verpassen wir Andrea und Anke nur knapp am Flughafen und so machen wir uns, nach ein paar Reparaturarbeiten 2 Tage später zum vereinbarten Treffpunkt in Livingstone (Victoria-Wasserfälle) auf.

Wir schreiben den 31.12.2008. Der Silvesterabend nimmt seinen Lauf. Es regnet. Kommunikation ist in Sambia schwierig, da kein deutsches Handy funktioniert. Wir warten auf die Mädels.

Wir gehen zum Silvesteressen unserer Lodge. Wir lassen uns echt Zeit. Ein wenig niedergeschlagen gehts zurück zu unserer Unterkunft und wir beschließen uns an diesem traurigen regnerischen Abend zu betrinken, denn so haben wir uns dieses Silvester nicht vorgestellt. Doch irgendwie kommt keine rechte Freude auf. Wir geben die Hoffnung auf. In diesem Kopie von IMG_9004Moment, hören wir gekicher vor unserem Zelt. Ist das der Alkohol, die besoffenen Südafrikaner von Nebenan, oder etwa ... ?? Jaaa! Es sind die Mädels, die auf der kurz vor Livingstone katastrophalen Straße doch wesentlich länger brauchten als gedacht.

Frohes Neues Jahr und wir machen uns gleich auf, die Victoria Fälle zu besichtigen. Dieses Mal ist der Regen der vergangen Tage unser Freund und lässt die Wassermassen tosen und brodeln. Schwalben stürzen sich durch die dichte Gischt in die Tiefen der Schlucht. Regenbogen schillern in den fallenden Fluten. Schlingernd überqueren wir die Schlucht auf der schmalen glitschigen Brücke. Doch das ist uns nicht Abenteuer genug, während die meisten Touristen noch ihre Regenmäntel enger ziehen ist Grit schon unterwegs, barfuß stellt sie sich, wenig Oberhalb der Abbruchkante dem Sambesi und watet durch die reisenden Stromschnellen. Die Kameras der Touristen sind auf die Wagemutige gerichtet. Auf halber Stecke wird aber selbst dem ortskundigen, aber von der Silvesternacht noch nicht ausgenüchterten Führer, das Reißen an den Füßen zu stark und die beiden kehren um. Das war “real Sambesi Feeling”.

Blutgeleckt an diesem Abenteuer entschließen wir uns zum Fuße der Wasserfälle abzusteigen. Wir machen uns auf den Weg zum “Boiling Pot”, der Stelle, wo die Wassermassen des Sambesi, wenig Meter nach den Fall, durch eine enge Felsschlucht brodeln. Auf halber Strecke müssen wir Schuhe uns Socken zurücklassen. Je tiefer wir steigen, desto mehr vermischt sich Nieselregen mit der Gischt. Wir waten durch schlammigen Urwald und durchqueren kleine Flüsschen, bis wir endlich am Boden der tiefen Schlucht den 2 Meter hohen Wellen des Flusses gegenüberstehen. Wir sind wahre Helden, pitschnass und barfuß stehen wir da und einige hundert Meter über uns leuchtet den Touristen das Strahlen unserer Augen entgegen.

Zurück bei unseren Schuhen erwarten uns schon drei Mädels im weißen Röckchen und wollen wissen, ob man dKopie von IMG_9071a wirklich lang gehen kann. Natürlich beteuern wir, ist ein rießen Spaß erzählen wir, ist auch gar nicht gefährlich berichten wir, muss man unbedingt gemacht haben meinen wir und wir haben auch kein einziges Mal dabei gelogen oder gelacht, aber ob die Drei den Fuß der Fälle erreicht haben?

Klitschnass und voller Glückshormone beenden wir den Ausflug würdig, wir gehen uns trocken-shoppen und lassen es danach richtig krachen, als wir das traditionelle sambische Abendessen mit einem Dutzend Mopane Würmer beginnen.

Weder die Mopane Würmer, noch die Tanzdarbietung muskulöser Männer in knappen Ziegenfellen, ändert unsere Entscheidung, uns zügig in Richtung der Kalahari Wüstensonne aufzumachen. Selbst die hübsche sambische Bedienung kann mit einem Kniefall Matthias nicht davon Abbringen am nächsten Tag weiterfahren zu wollen. Nun geraten wir mal wieder in Stress, denn von den unzähligen Kunsthandwerker Shops in Livingstone haben wir noch fast gar keinen von innen gesehen. Das ändern wir, am Morgen vor der Abfahrt.

Auf der Fähre über den Sambesi vergießt der Himmel unzählige Tränen (es regent mal wieder wie aus Kübeln) und auch unsere Herzen werden schwer, den die attraktiven und würdevollen Sambier mit ihrer sonnigen und hilfsbereiten Art haben es uns angetan.

Oups, siedendheiß fällt uns ein als wir Botswana betreten, wir haben vergessen die Carbon-Tax zu bezahlen...

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