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 22.03.2008 - 21.04.2008 Namibia

14 SEE Namibia (15)Einen, wie Matthias sagt, “richtig gefühlten” Grenzübergang haben wir wieder an der Grenze von Südafrika nach Namibia. Kaum ist unser Göti raus aus Südafrika schon geht es los, die inzwischen schon fast zur Routine gewordene Zeremonie der “Immigration”. Einreiseformulare ausfüllen, Pässe stempeln, Visa brauchen wir hier Gott sei Dank keine und weiter geht’s zum Zoll wegen des Autos. Dort wollen sie erstmal unser Prachtstück sehen.

Vor unserem Göti steht der Brummel und wird kontrolliert. Alex hat gerade die Anweisung erhalten die große Kiste auf dem Dach zu öffnen. Der Zöllner zieht eine Packung Modelliermasse heraus und will wissen was dieses, verdächtig nach Plastiksprengstoff aussehende Päckchen, nun schon wieder zu bedeuten hat. Da kommt Alex glatt ins schwitzen und versucht den Begriff, vor allem aber den Sinn von Knete mit Händen und Füssen zu erklären. Mit der Erklärung “crazy clay” gibt sich der Zöllner zufrieden und schmeißt das Päckchen kopfschüttelnd wieder in die Kiste. Uff, wir sind froh, dass er das Mikroskop im Brummel nicht gefunden hat. Nun sind wir dran. An unserem Auto ist vor allen die Dachluke interessant. Der Zöllner klettert in unseren Wagen und bedeutet Matthias die Dachluke zu öffnen. Dann steck er den Kopf heraus, wie eine uralte Schildkröte und lacht sich kaputt. Er winkt und ruft seinen Kollegen zu wie klein sie doch sind.

Nun wirft er noch schnell einen Blick in unsere Schränke. Er will wissen, welchen Zweck dieses komische silberne Ding hat und weist auf unseren Räucherkasten. Gott sei dank ist er gutgläubig und hat die Erklärung “Smoking oven” nicht zu wörtlich genommen und unser Räuchermehl entgeht gerade noch einmal der Drogenkontrolle. Zuletzt kontrolliert er aufwendig die Fahrgestellnummer. Mit einem Zettel und uns geht er zurück ins Büro, reicht ihn weiter an eine Kollegin, sie solle den Wagen überprüfen. Sie gibt die Nummer ein, reicht den Zettel zurück. Der Zöllner runzelt die Stirn. “Oh, Probleme” sagt er, unser Auto sei als gestohlen gemeldet. Ach wenn’s nur das ist denken wir und wedeln mit unserem Carnet de Passage. Sehr ausführlich erklärt Matthias die einzelnen Stempel, die ja nun bezeugen, dass das Auto mit uns durch diese Länder gefahren ist. Er nickt verständnisvoll meint aber, da könne er nichts machen. Wieder wendet er sich an seine Kollegin hinter dem Tresen. Sie solle diese Dokumente doch bitte dem Chef geben. Sie hebt träge den Kopf und fragt : “Wem?” Er: “Dem Chef!” Sie wieder: “Wem?” Er, sichtlich genervt: “Na, dem Chef halt, wie heißt er noch mal?” Sie verdreht die Augen: “Das weiß ich doch nicht...”. 14 SEE Namibia (4)

Die gegenseitige Abneigung der Beiden ist nicht zu übersehen. Schlussendlich knallt er den Zettel auf den Tresen und sagt in bestimmenden Ton, sie solle diesen Zettel dem Chef geben, der da hinten im Kabuff sitzt, und flieht nach draußen. Die Dame legt den Zettel nun auf einen Meter hohen Aktenberg und zur Sicherheit gleich noch drei weitere Akten obendrüber.

Als sie ihre Nagelfeile herausholt machen wir uns schon mal auf eine lange Nacht gefasst. Nach nur einer halben Stunde kommt schon der Chef, dessen Namen immer noch keiner kennt, aus seinem Kabuff. Er sieht uns warten und schnauzt uns an, was wir hier immer noch wollen. Wir erklären das Problem. Er fragt nach dem Zettel. Wir weisen auf die Dame, diese auf den Aktenberg. Nörgelnd sortiert er unsere Akte heraus und unterschreibt. Wir können nun gehen, wir können es noch gar nicht fassen, schnell springen wir in unseren Göti und verschwinden in der Dunkelheit.

In einem netten Camp am Orange River legen wir gleich wieder eine Schrauberpause ein. Die letzten Tage lief unser Volvo mal wieder nach dem Motto “Öl für Afrika” (Das sagen wir immer ironisch, wenn wir nach der Mission unsere Reise gefragt werden). Es leckt am Ölkühler, doch der Kanister Öl, den wir nun täglich nachfüllen müssen ist uns ein wenig zu viel. Also baut Matthias, inzwischen vollausgebildeter Mechaniker, den Ölkühler aus. Grit übernimmt willig die Assistenz, Schere, Tupfer, äh, Zange Schraubenschlüssel... und die Reinigungsarbeiten. Nun glänzt alles wieder wie neu, dann kommt unser Lieblingsmittel darauf: Hochtemperatursilikon, und alles wird wieder zusammengeschraubt. Nach der 2ten oder 3ten Runde scheint es dicht zu sein, es tröpfelt nur noch minimal, damit können wir leben. Morgen geht es weiter.

G14 SEE Namibia (66)lücklich brausen wir mit 70 km/h über die wunderbaren Sandpisten Namibias (die sind besser als deutsche Autobahnen), und folgen dem Fish River Canyon, dem größten Canyon gleich nach dem Great Canyon in Amerika. Von Fischen ist hier allerdings nichts zu sehen, der Fluss ist fast trocken, nur ein einsames Verkehrsschild mit einem Fisch darauf entlockt uns ein Lächeln. Viel mehr lächeln wir, als wir abseits der Strasse in der Wildnis unser Zelt aufschlagen und die wundervolle Abendstimmung genießen. Nach viel zu viel Südafrika genießen wir endlich wieder Buschcamping und die Einsamkeit.

Auf dem Weg nach Lüderitz beobachten wir Wildpferde in der Wüste. Sie sind wohl die Einzigen, die im Sperrgebiet der Diamantenminen gefahrlos umherziehen können. Je näher wir Lüderitz kommen, desto unnatürlicher wird die Landschaft. Kraterähnliche Abraumhalden bestimmen das Bild. Lüderitz ist wohl die deutscheste Stadt außerhalb Deutschlands, sogar der schwarze Tankwart begrüßt uns in Deutsch.

Sandrosen soll es hier geben, also ziehen wir mit einer offiziellen Genehmigung los um diese zu suchen. Der Ranger, der uns begleitet, erklärt uns das Phänomen ihrer Entstehung und ist selbst begeistert über unseren Fund. Am Strand gehen wir mit ihm noch Achate sammeln. Zwar ist uns der Unterschied zwischen Achaten und Nichtachaten noch immer nicht klar, aber wir haben uns gefreut und unsere geologischen Kenntnisse erweitert.

Vom windigen Lüderitz, von dem die Reisebuchautoren schreiben man solle seine Skiunterwäsche Patagonia nicht vergessen haben wir genug, es lockt uns die verlassene Minenstadt Kohlmannskuppe. Eindrucksvoll ist die vom trockenen Wüstenklima konservierte Geisterstadt. Nach der offiziellen Führung schleichen wir alleine durch die Häuser und wecken die schlafenden Geister. Die abblätternde Wandbemalung zeigt uns die raumgestalterische Mode des frühen 20ten Jahrhunderts. Eine Badewanne liegt noch in den Dünen, der Sand erobert langsam aber sicher die maroden Gebäude. Dieses Sterben auf Raten erzeugt eine wundervoll gespenstische Stimmung.

14 SEE Namibia (84)Den Abend verbringen wir auf einer “deutschen” Farm. Mit Thorsten, dem Juniorchef, tauschen wir neueste “Off-Road-Schlamm Geschichten” aus, denn wie sich schnell herausstellt, ist er mit seinem Landy neulich ebenfalls im Chobe National Park (Botswana) versumpft...

Mit den wunderschönen Felsen im glühenden Abendlicht hinter uns und den roten Dünen der Wüste Namib vor uns genießen wir einen wundervollen Sonnenuntergang, wenn nicht - tja wenn es nicht mal wieder regnen würde. Ein kleiner Sturm gesellt sich auch noch dazu und wird kurz darauf von einem tosenden, aber wundervollen Gewitter begleitet. Wir entschließen uns kurzerhand im geräumigen und recht gemütlichen Toilettenhäuschen des Campingplatzes zu übernachten, zumal wir hier ohnehin alleine sind. Denken wir zumindest. Wir haben es uns gerade recht gemütlich eingerichtet, trinken warmen Tee und stellen beim Scrabble fest, dass die hier heimische Antilope Oryx nicht nur auf dem Grill, sondern auch auf dem Spielbrett ein wahres Highlight ist.

Noch ist Grits Freude darüber, das “X” und das “Y” in nur einem Zug und mit doppeltem Wortwert losgeworden zu sein nicht verflogen, da hören wir Stimmen. Deutsche Stimmen. Und schon lernen wir im Toilettenhäuschen in Namibia die beiden Fuldaer Katrin und Peter kennen. Schnell sind nach deutscher Art die “Besitzverhältnisse” geklärt, Katrin und Peter nehmen das eine, wir das andere Toilettenhäuschen.

Nur zwei Tage später machen wir uns dann gemeinsam, ohne Toilettenhäuschen, auf direktem Wege in Richtung Soussousvlei, der großen roten Düne, deren Bild ein jedem vor Augen ist, wenn man von Namibia spricht.

Auf direktem Wege, naja, nicht ganz, denn mit nur wenigen Kilometern Umweg besichtigen wir natürlich noch die Ritterburg, die sich ein Deutscher vor 100 Jahren als Wohnhaus hier hat bauen lassen.

14 SEE Namibia (106)Jetzt aber auf, direkt nach Soussousvlei. Direkt schon, aber nicht ohne Hindernisse. Die Regenzeit fordert ihren Tribut. Die Piste ist übersät mit mehr oder nicht gerade weniger tiefen Wasserpfützen und Schlammlöchern. Auch Flüsse müssen durchquert werden. Was wir dabei feststellen ist, dass es auf der Welt nur ein Auto gibt, das annähernd so geländetauglich ist wie unser Volvo: Der Golf I. Jawohl, der Golf der ersten Generation, der hier im südlichen Afrika noch immer neu zu kaufen ist, lässt sich von den Toyotas und Landrovern dieser Welt nicht abhängen...

Nun wieder zurück zum Soussousvlei, zurück ist gut, wir sind zwar auf direktem Weg dorthin aber noch immer nicht da, denn heute ist Götis großer Tag. An einem Berg ist von der nassen Piste ein Overlandertruck von der Straße in den Abhang gerutscht.

Kleiner Exkurs “Overlander”, dies sind organisierte Bustouren durch Afrika. Der Bus ist allerdings kein Bus im gebräuchlichen Sinne, sondern aufgrund der Strassenverhältnisse meist ein geländegängiger LKW auf dessen Ladefläche eine Kabine mit Sitzen montiert ist. So ist es möglich für relativ wenig Geld, mit relativ viel Sicherheit, ohne eigenen Organisationsaufwand mehr oder weniger lange Reisen in Afrika zu machen. Das Angebot ist vielfältig und reicht von Tagestouren bis zu kompletten Afrikadurchquerungen. Die Angebote der Veranstalter sind ebenso vielfältig wie die Ansprüche der Teilnehmer. Soweit der objektive Teil der Beschreibung und aus Höflichkeit einiger weniger guter Anbieter und deren Gästen gegenüber belassen wir es auch hierbei.

Besagter Overlander ist also von der Piste gerutscht und bereits seit 9 Stunden versucht die Gruppe den Truck wieder flott zu bekommen. Da es nicht mehr lange bis zur Dämmerung ist, haben sie sich schon auf eine Nacht am Straßenrand eingerichtet, die Zelte aufgeschlagen und die Gruppe blutjunger Amerikaner, die Jungs mit sehr coolen Sonnenbrillen, die Mädels mit extrem blonden Haaren, hat sich wohl damit abgefunden, diesen Abend ohne eine prall gefüllte Bar verbringen zu müssen.14 SEE Namibia (80)

Ein südafrikanischer Geländewagen, der uns vor wenigen Minuten überholt hat, hat auch schon angehalten und schnell sind der Südafrikaner und wir uns einig. Gemeinsam haben wir eine Chance den LKW zu bergen. Der Plan ist schnell gemacht, wir spannen unsere beiden Autos vor den Truck und binnen Sekunden und unter amerikanischem Jubel ist es vollbracht.

Jetzt sind wir aber wirklich da: Soussousvlei, die große rote Düne, bekannt aus Funk und Fernsehen, vor allem aber von jedem zweiten Bild aus Namibia, baut sich im späten Vormittagslicht vor uns auf. Weil die Kombination aus Hochsommer und Mittagshitze uns unglaublich verlockend erscheint beginnen wir gleich mit dem Aufstieg über den Grat und werden sofort vor die Wahl gestellt: Entweder wir schürfen uns die Füße am Sand auf, der durch die Sandalen wandert, oder wir holen uns barfuß Brandblasen an den Füßen vom glühenden Sand, auf dem man getrost ein Ei braten könnte, wenn es beim Kauen nicht so zwischen den Zähnen knirschen würde. Leider kommt bei uns hier nicht so richtig Wüstenstimmung auf, denn dazu fehlt eindeutig die Einsamkeit. Auf der Düne herrscht als touristische Sprache Deutsch vor. Wir beginnen die Flucht nach vorne, auf direktem Wege bergab. An der steilen Seite ist man mit wenigen Sprüngen wieder unten, und da man sich dabei mehr in der Luft als im Sand befindet, verhindert dieser Riesenspaß auch noch verbrannte Fußsohlen.

14 SEE Namibia (128)Swakopmund können wir dann wirklich als deutsches Städtchen bezeichnen, hier gibt es alles, vom Sauerbraten bis zum Reichsadler, von der Bismarckbüste bis zur Bäckerei. Ja, die Bäckerei, die ist in unseren Augen das einzige wirklich besondere hier, sie ist die beste Bäckerei, die wir, seit wir vor einem halben Jahr zu Hause auf die Autobahn Richtung Süden gefahren sind, hatten.

Dennoch, unweit von hier stechen jeden Morgen Katamarane in die See mit dem Ziel einer großen Robbenkolonie vor der Walvis Bay. Gemeinsam mit Katrin und Peter gönnen wir uns diesen Luxus. Und wenn wir Luxus schreiben, dann meinen wir das auch so. Zur Begrüßung wird alter Sherry gereicht, danach werden die Robben, die aufs Deck hüpfen gefüttert, Pelikane holen sich ihre Ration Fisch direkt aus den Händen des Skippers, dann geht es auf Pirschfahrt nach Mondfischen, Delfinen und Walen. Letztere sind leider gerade verreist. An der Austernbank holen wir den wirklich frischen Mittagssnack ab. Frische Austern mit Champagner, da kann man fast vergessen, dass die Wale gerade Urlaub machen.

Schon wieder müssen wir Abschied nehmen, Katrin und Peter müssen leider wieder nach Hause. Während die beiden zügig in einem Tag nach Windhoek fahren, machen wir uns gemütlich auf den selben Weg und brauchen 3 Tage.

14 SEE Namibia (133)Zuerst fahren wir auf den Spuren einer seltenen, bedrohten und uralten Pflanzenart den “Welwitschia Trail” und lernen dabei die vielfältigen Landschaften und erstaunlich artenreiche Pflanzenwelt der Namib kennen. Mondlaschaften und Flechten, die tiefschwarz und vermeintlich tot die Steine benetzten, erblühen zu buntem Leben durch nur einen Tropfen Wasser. Die Blutkuppe, ein Fels, der mit Adern durchzogen ist, die im Licht der untergehenden Sonne rot glühen und die “Rock Arches” - Felsenbögen, unter denen man sogar sein Auto parken und campen kann und das alles wieder einmal fern der “Zivilisation”, was diesen Plätzen ganz besonderen Charme verleiht. Von den letzten Tagen haben wir nur wenig Bilder, nicht dass wir keine aufgenommen hätten, ganz im Gegenteil, denn an der Blutkuppe z.B. gab es wundervolle Eidechsen, die in allen erdenklichen Farben in der Sonne geglänzt haben, doch diese Bilder sieht sich nun irgendjemand an, der unsere Kamera auf dem Campingplatz bei Windhoek zufällig in unserem Auto “gefunden” hat.

19 SEE Namibia (4)Windhoek, die Hauptstadt Namibias, ehemaliges Deutsch-Südwest-Afrika, lässt sich nur schwer beschreiben. Die Stadt hat einen sehr quirligen Kern auf einer Fläche von ca. 200x200 Metern. Als wir in der Touristeninformation nach einem Internetcafe fragen, erklärt uns die nette junge Dame sehr ausführlich den Weg dorthin und gibt uns zur Sicherheit auch einen DIN A4 Plan der Innenstadt von Windhoek mit. Um zum Internetcafe zu kommen müssen wir weit mehr als die Hälfte der langen Seite des Plans durchqueren und der erste Gedanke ist, wir nehmen dazu ein Taxi. Nach einer kurzen Orientierung gehen wir dann doch lieber zu Fuß und nach ca. 2 Minuten haben wir die halbe Stadt durchwandert und das Ziel erreicht.

Wir haben Glück, denn wir haben Windhoek ganz offensichtlich genau zur Richtigen Zeit erreicht, vor uns windet sich “dar Zuch” durch die Stadt. Raggae Musik und Kammelle, bunt geschmückte Wagen, so feiern die Windhoeker Karneval, etwas später als bei uns daheim, aber die deutschstämmigen Namibianer sind sehr sehr stolz auf ihren Karnevalsumzug.

14 SEE Namibia (154)Wir entschließen uns zu einer Pause von Afrika und buchen einen Flug nach Thailand. Was daheim ein Procedere von einer halben Stunde gewesen wäre entpuppt sich hier als eher langwierig. Internetbuchung gibt es nicht, also auf ins Reisebüro. Doch auch dort wird einem nicht sofort geholfen, lediglich die Wünsche notiert. Und dann geht es ein bis zwei Tage bis man eine Mail erhält mit einem Angebot. Jetzt denken wir, nehmen wir eines der Angebote einfach nur an, bezahlen mit der Kreditkarte und erhalten irgendeine Form eines Tickets. Könnte so einfach sein, ist es aber nicht, Kreditkartenzahlung geht eigentlich nicht. Vielleicht Barzahlung? Nein, Bargeld wäre ganz unmöglich. Entweder Banküberweisung, oder Scheck. So dauert es letztlich über eine Woche, bis wir einen Flug gebucht haben, im einzigen Reisebüro Namibias, das Kreditkartenzahlung, wenn auch ungern, akzeptiert.

Bis zu unserem Flug sind es noch 4 Tage und wir beschließen einen Ausflug in den Norden Windhoeks zu machen. Nur 250 km entfernt soll es einen wundervollen Campingplatz in den Felsen geben, wir machen uns auf den Weg dorthin und das Unheil nimmt seinen Lauf. 70 km vor unserem Ziel knirscht, stinkt und qualmt es aus unserem Motorraum. Ein kurzer Blick zeigt, die Lichtmaschine hat es nicht geschafft. Festgefressen und abgebrannt! Im 30 km entfernten Städtchen schaffen es ein paar pfiffige Mechaniker die Lichtmaschine wieder sich drehen zu lassen und Hoffnung keimt in uns auf, doch nachdem das Teil wieder eingabaut ist zeigt sich, dass wohl auch ein paar Wicklungen Brandschaden genommen haben, jedenfalls Strom macht das Ding keinen mehr.

Wir brechen unseren Ausflug ab und fahren zurück in Richtung Windhoek. 150 km müßten “auf Batterie” machbar sein. Wären sie auch gewesen, wenn nicht, tja wenn nicht 25 km vor Windhoek der Motor plötzlich ausgegangen wäre. Dieses Mal ist die Diagnose schnell klar, denn wir kennen diese Symptome schon. Genau wie damals i14 SEE Namibia (151)n Ägypten, ist auch heute wieder das Zahnrad der Motorsteuerung gebrochen und unser Göti fährt die letzten Kilometer nach Windhoek auf einem Abschleppwagen, der noch klappriger ist, als er selbst. Der alte Mercedes LKW ist mindestens 10 Jahre älter und die fehlende Tachobeleuchtung wurde durch fluoreszierende Sterne ersetzt. Ein schwacher Trost.

Wir sind einerseits ziemlich enttäuscht, dass das Auto die letzten Wochen uns irgendwie dauernd mit irgendwelchen Wehwehchen beschäftigt hat und nun schon wieder erste Probleme macht, andererseits ist heute Freitag und am Montag geht unser Flug. Wir geben also unseren Göti in die Hände eines vertrauenswürdigen Mechaniker, soweit man das in der kurzen Zeit und den Umständen behaupten kann, geben ihm eine Liste mit Dingen, die wir schon immer mal durchchecken lassen wollten, fliegen nach Asien und hoffen in 7 Wochen einen generalüberholten Wagen zu bekommen.

Und so sitzen wir mit sehr gemischten Gefühlen im Flieger nach Bangkok


 21.06.2008 - 13.07.2008 Namibia II

19 SEE Namibia (33)Wir sind wieder zurück im schönen Afrika, vor Allem ist es hier gerade schön kalt. Während tagsüber aus ungetrübtem tiefblauen Himmel unerbittlich die Sonne brennt, ist es nachts empfindlich kalt. Hier im afrikanischen Winter zerren wir mit der untergehenden Sonne alle wärmenden Kleidungsstücke aus dem Schrank.

Auch aus unserem Traum, wenn wir aus Asien zurückkommen, einen grundsanierten Wagen zu übernehmen wird nichts. Matthias macht den Jungs in der Werkstatt erstmal deutlich, dass sie ja jetzt 2 Monate Zeit gehabt hätten mit der Reparatur des großen und mehrerer kleineren Schäden zu beginnen. Doch uns wird nicht langweilig. Gemeinsam mit uns wohnen auf dem Park-/Campingplatz unserer Unterkunft Chris, 19 SEE Namibia (0)der bereits seit 11 Jahren mit seinem betagten Landy (Mathilda) unterwegs ist und wahrscheinlich 2011 wieder in Deutschland sein wird, und der Israeli Liad, der seit ca. 2 Jahren in Afrika, vornehmlich Äthiopien, reist, nachdem er in der Crew des Bollywood-Musicals Baharati durch Deutschland getourt ist.

Nach nur einer weiteren Woche ist es dann auch schon soweit, der Hauptschaden (das defekte Zahnrad der Motorsteuerung) ist behoben. Auch das seit Cairo gerissene Handbremskabel ist nun befestigt. Alles andere erledigen wir selbst. Gemeinsam mit Chris basteln wir eine neue Lichtmaschine rein und nach letztem Feintuning an den Einstellungen des Motors sind wir endlich wieder unterwegs. Mit Liad haben wir uns in Nordnamibia verabredet um gemeinsam in den Etosha-Nationalpark zu gehen.

Namibias 19 SEE Namibia (27)Vorzeigenationalpark für Tierbeobachtung scheint ein Sanatorium der Tiere Afrikas zu sein. Die Giraffe hat offensichtliche Schluckprobleme, was bei dem langen Hals nicht nur dämlich aussieht, sondern dem Tier echte Probleme bereitet. Das Nashorn ist derart verwirrt, dass es ganz bestimmt nicht wieder alleine nach Hause findet. Auch die Löwendame hat bestimmt schon bessere Tage gesehen, selbst die Impalas am Wasserloch haben keine Angst mehr vor ihr. Gleichzeitig ist dieser Nationalpark der Deutschen liebstes Safari-Terrain, denn an jedem Picknick Platz an dem wir stoppen, unsere Kaffeemaschine auspacken oder auch nur eine kurze Rast einlegen bilden sich Trauben Deutschsprachiger hinter unserem Göti. Wir wechseln uns ab, während der Eine von uns sich um das leibliche Wohl kümmert macht der Andere Entertainment am Reservereifen. Immer wieder dasselbe Spiel, “Ja, wir sind wirklich aus Frankfurt; Jawohl, wir sind mit diesem Auto hierher gefahren; Nein, es ist eigentlich nicht gefährlich, wenn man weiß, was man tut”. Und dann erklären wir, je nach Gemütslage mehr oder weniger ausgeschmückt unsere Reise anhand der auf der Abdeckung des Reserverades auf die Afrikakarte aufgemalten Reiseroute.

19 SEE Namibia (51)Raus aus dem Park, rein ins Vergnügen, wir verbringen einen Tag mit den Buschmännern. Tschuldigung, politisch korrekt sprechen wir nun von den San. Jenes kleinwüchsige Volk, das sich optimal an das Leben in der Steppe angepasst hat und dessen Sprache aus verschiedenen Klicklauten besteht. Hier lernen wir aus Straußeneiern Schmuck herzustellen, die Pflanzen der Wildnis als Medizin zu nutzen, Tierfallen zu bauen, Trinkwasser aus Wüstensand zu gewinnen, Pfeil und Bogen zu bauen und damit ein Impala zu erlegen, einfach alles, was wir für ein komfortables Leben im Busch benötigen. Die San selbst wurden durch Hollywood berühmt gemacht und der Medizinmann des Clans, bei dem wir zu Gast sind, sieht dem Hauptdarsteller aus “Die Götter müssen verrückt sein” sehr ähnlich.

Wo wir nun schon fast da sind, fahren wir durch den Caprivi-Zipfel ins Okavangodelta nach Botswana...

 

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