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12.10.2007 - 05.11.2007 Ägypten Da stehen wir also, haben Libyen hinter uns gelassen und warten auf die Einreise nach Ägypten. Schon jetzt wollen wir erwähnen, dass wir auch gerade deswegen in nur 4 Tage durch Libyen gefahren sind, weil unser Guide Sallah uns dies empfohlen hat. Denn heute ist der letzte Tag im Ramadan und Sallah meint, da würde die ägyptische Grenzbürokratie ein wenig schneller mahlen und weniger Andrang an der Grenze sei sowieso. Sein Wort in Gottes (Allahs) Ohren. Die jetzt folgende Schilderung erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch sichern wir zu, dass die Reihenfolge präzise beschrieben ist. Einreise nach Ägypten oder Bürokratie in Zeitlupe. Die freundliche Begrüssung des Zollbeamten hat sofort unsere Herzen für Ägypten geöffnet. Leider war die Bank geschlossen bei der wir das Visum für Ägypten kaufen mussten. Die 2-stündige Wartezeit verkürzen wir uns mit Kugelschreiberverleih und geführten (Polizeieskorte) Besichtigungstouren der Bank - von vorne, von hinten, rundherum, ... Endlich, das Visum und Stempel im Pass, geht’s auf zum Zoll. Vorfahren, Türen öffnen - 10 staunende Ägypteraugenpaare bestaunen unseren “verry strong car” Die Anweisung unser Gepäck in der Gepäckkontrolle mit dem Röntgengerät (wie wir es von Flughäfen kennen) durchleuchten zu lassen erfüllt uns kurzzeitig mit Schrecken. Das Argument “No luggage” zieht (Hamdulilah); auf Schränke durchsuchen im warmen Auto hatte keiner Lust, so hat man uns nur gefragt ob wir “Bomba” dabei haben. “Bomba”??? Bombe können die doch nicht wirklich meinen. Meinten sie aber! Nach dem Zoll zum Mechaniker der die Chassis und Motornummer abrubbeln muss. Der Ausruf: “Wrong Number” lässt unseren Blutdruck von jetzt auf gleich aufs Maximum steigen. Nach längerer Diskussion, dass die zu gut zugängliche, zu gut lesbare Nummer auf dem Chassis auch wirklich die Chassisnummer ist, geht es weiter zum BÜROKRATISCHEN AKT: Es müssen nämlich nur noch die ägyptischen Nummerschilder organisiert, eine Versicherung (ägyptischer Fachbegriff: Blutgeld) abgeschlossen, die Strassenbenutzungsgebühr bezahlt und das Carnet de Passage richtig abgestempelt werden. Ein Klacks, zumindest für Grit, denn wie es sich für ein ordentliches arabisches Land gehört, ist die Bürokratie vom Mann zu erledigen. Grit sitzt also auf dem Campingstuhl vor unserem Volvo, unterhält sich (arabisch Kauderwelsch) mit den Mechanikern und isst mit den Jungs die Datteln, die Sallah in unserem Auto vergessen hat. Matthias macht sich zu Fuss auf den Weg. Erstmal Fahrzeugpapiere und Carnet de Passage doppelt kopieren und je eine Akte anlegen lassen, danach die Akten von einem netten Herrn kontrollieren lassen und zurück zum Kopiermensch, um die fehlenden Dokumente nachzukopieren und in die Akten legen lassen. Dann wieder zurück, um die Akten zu kontrollieren (übrigens, jeweils ca. 400-500m Fussweg). Danach geht es im Zollgebäude in irgendeine kleine Kammer, um 2 Ecken, durch 2 kleine Gänge und schon ist da ein netter Mann, der sich auf das Stempeln des Carnet de Passage versteht. Bei ihm bleibt erstmal das Carnet liegen und Matthias erhält dafür einen kleinen handschriftlichen Zettel. Mit dem geht es dann zur Verkehrspolizei, die für die Strassenbenutzungsgebühr zuständig ist und die arabischen Fahrzeugpapiere ausstellt. Doch zuvor noch schnell irgendwo im Gebiet zwischen den Ländern nach dem Typen für die Versicherung suchen, denn ohne die darf mann ja nicht auf den Strassen fahren und kann demnach auch nicht die Strassenbenutzungsgebühr bezahlen - Alles schön der Reihe nach. Dann gehts wieder zurück zu dem netten Herren, mit dem Carnet, der sehen will, dass alles bezahlt ist und nach einem netten Plausch, wo Matthias wieder ein paar Worte arabisch und der Grenzer ein paar Worte Deutsch lernt, wird auch schon das Papier ausgehändigt. Ganz nebenbei erfährt Matthias hier auch, dass in Ägypten der Ramadan einen Tag später endet - Ihr erinnert euch doch bestimmt noch an den Rat unseres lybischen Guide Sallah?! Jetzt nur noch schnelle die paar hundert Meter zurück zur Verkehrspolizei um die ägyptischen Leihnummernschilder zu erhalten, die Dinger mit Kabelbinder ans Auto hängen und aus dem Grenzgebiet herausfahren. Ein letzte Kontrolle der Papiere und die Fragen, die wir in Ägypten von jeder Polizeikontrolle gestellt bekommen: Woher kommen wir, wohin fahren wir, welche Nationalität haben wir, haben wir Kinder, gefällt uns Ägypten ... Alles in Allem hat dieser Grenzübergang (wir haben die Zeit gestoppt) genau 6h 15min gedauert - da ist sogar Matthias zufrieden: Endlich ein ordentlich gefühlter Grenzübergang! Jetzt wird aber endlich ausgespannt. Nachdem wir die ersten beiden Länder Afrikas im Eiltempo durchquert haben gönnen wir uns bei Marsa Matrouh (der Afrikanischen Riviera) 2 Tage Ruhe am Strand mit Blick aus Onkel Toms Hütte (unser Dachzelt) auf Cleopatras Pool. Wir stehen mit unserem Auto in einer Ferienhaussiedlung, die um diese Jahreszeit wie ausgestorben ist, zwischen 2 Häusern und geniessen die Einsamkeit. In der zweiten Nacht werden wir jedoch durch lautes Lamentieren geweckt. Irgendein Ägypter versucht uns irgendetwas klar zu machen, aber was? Matthias steigt im Schlafanzug herab um das Thema auszudiskutieren. Dummerweise kann der Ägypter genauso viel Englisch wie Matthias Arabisch und die Diskussion wird mit wilden Gesten fortgesetzt. Irgendwann soll Matthias dem Herrn ein paar Meter die Strasse hinauf folgen und erfährt dort, dass wir doch umparken sollen. Dort oben wäre ein wunderbarer, gepflasterter Hof mit Strassenlaterne und Matthias interpretiert das Anliegen des netten Herrn, dass dieser uns ein wenig Komfort (Steinboden statt Sand, Licht aus der Laterne statt aus der Batterie, ...) bieten will. Matthias gestikulliert, dass wir uns an unserem Platz doch so sehr wohl fühlen und es doch so schön sei, genau das, was die Europäer so gerne haben. Die Diskussion scheint zu Ende zu schein. 5 Minuten später erscheint der Ägypter erneut, dieses Mal mit Verstärkung und Matthias, der Held im Schlafanzug, steigt ein weiteres Mal herab zur Diskussion mit Händen und Füssen. Doch die Verstärkung spricht Englisch und ist ein Feriengast in der Siedlung, der kurzerhand als Übersetzter rekrutiert wurde (Abends um 22h!). Jetzt wird die Übung ziemlich einfach. Der Ägypter fühlt sich verpflichtet auf uns aufzupassen und weil er immer schon früh (um 2 Uhr nachts) ins Bett geht, meint er, wir sollen uns doch dichter an die Strasse stellen, unter die Laterne wo wir auch vom Polizeiposten auf dem Berg gesehen werden und damit beschützt werden können. Übrigens, nach Auskunft der der beiden Herren, ist das hier eine absolut sichere Gegend. Wir fahren weiter, 300 km südwärts über die Wüstenstrasse zur Oase Siwa. Hier beginnt das grosse Sandmeer der östlichen Sahara, hier soll es die besten Datteln, die besten Oliven und das beste Wasser Ägyptens geben. Ob da was dran ist? Die Leute in Siwa blicken jedenfalls ziemlich verächtlich herab auf unser Glas italienischer Oliven, das wir noch schnell in Genua gekauft haben. Siwa ist, wie es sich im Verlauf unserer Reise immer wieder bestätigt, ein wunderschönes Fleckchen auf dieser Erde. Mitten im Nichts der Sahara färben tausende Dattel- und Olivenpalmen die Landschaft in sattes Grün. Um die Ruinen der alten Stadt auf dem Hügel im Zentrum der Oase steht ein kleines beschauliches Städtchen. Schon zu Zeiten der alten Ägypter war dies ein Ort der Wallfahrt und Erholung. Selbst Kleopatra hat sich hier ein Badebecken bauen lassen, das aus einer Quelle frischen Oasenwassers am Boden des Beckens gefüllt wird. Neben dem Wasser steigen hier aus dem Boden noch kleine Blubberbläschen auf, was eindeutig beweist, dass die alten Ägypter nicht nur Pyramiden gebaut haben, sondern auch den Whirlpool erfunden haben. Wir dagegen halten uns nicht sehr lange mit den antiken Beauty-Farmen Ägyptens auf. Das Auto ist vorbereitet, die Tanks gefüllt, es geht ab in die Wüste. Wir quälen unser Auto über große Dünen zu einen kleinen See mitten im Großen Sandmeer. Unser für die Reise vollgepacktes und für den Polarkreis konzipiertes Auto stapft gegenüber den leeren und damit sehr leichten Toyota Jeeps sehr schwerfällig durch den Sand. Aber nachdem wir den Kühler wieder mit etwas Wasser aufgefüllt haben, machen auch wir uns auf den Weg zur heissen Quelle. Dort erleben wir unseren ersten Sonnenuntergang in der Wüste (Wir werden auf unserer Reise durchs nördliche Afrika noch viele Sonnenuntergänge in der Wüste erleben und dieser war von allen der unspektakulärste). Im Wüstencamp verbringen wir die Nacht und geniessen fernab von Lichtern den überwältigendem Sternenhimmel über Afrika. Gänzlich unwirklich erscheint uns nun Kairo. Laut, dreckig, Smog - so stellt sich uns die Stadt vor. Bereits 100 km vor der Stadt ist die Strasse von grossen, teilweise sehr kreativen Werbetafeln gesäumt. Auf den Strassen der Stadt selbst herrscht Chaos und Anarchie und wir selbst sind mit unserem Volvo mittendrin statt nur dabei. Trotz GPS Koordinaten und Wegbeschreibung ist der Campingplatz kaum zu finden. Nach “nur” 2,5h (Gefühlt wie 25h) und einer längeren Diskussion mit einem Touristenpolizisten, der uns 1 km vor dem Campingplatz abfängt und nicht weiterfahren lassen will, weil er den Platz nicht kennt, erreichen wir doch noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel. Hier trudeln, nach anfänglich beklemmender Leere auf dem Campingplatz, nacheinander Stefan (60, Schweizer, Fleischfresser und Matrose) mit seinem Toyota, Alex und Katja (35 u. 28, Schweizer, Langschläfer und Steinesammler) mit Brummel (auch Toyota) und Carmen (33, Deutsche, Weichsandliebhaberin) und Peter (35, Deutscher, Mechaniker und Sauerbratenfan) mit ihren Motorrädern -alle unterwegs nach Kapstadt- ein. Schnell besprechen wir eine gemeinsame Route durch den Sudan (dort wird man angeblich 3x erschossen) und Äthiopien (hier warten angeblich die Kinder wurfbereit mit Steinen bestückt).. One, two, three Embassy !! Neben dem typischen Touri-programm: Pyramiden, Ägyptisches Museum mit den Grabschätzen des Tut-Ench-Amun und dem Souk müssen wir zur Abwechslung ein bisschen arbeiten und uns die Visa für die Weiterreise beschaffen. Schnell stellt sich dies als wahrer Botschafts-Marathon heraus, der selbst den schlitzohrigen, mit allen ägyptischen Wassern gewaschenen (und bei dem Wasser will das was heissen) Taxifahrer ins Schwitzen geraten lässt. Wir sind volle 3 Tage beschäftigt um das Sudanesische und das Äthiopische Visum zu erhalten, dabei hat das benötigte Empfehlungsschreiben für den Sudan von der Deutschen Botschaft am längsten gedauert und uns weitere 2 Tage in Kairo festgehalten! Die Botschaft der bekanntlich “langsamen” Schweizer schaff dies in 20 Minuten! Wer glaubt bei dem Besuch der Pyramiden dem turbulenten Grossstadtdschungel Kairos entgehen zu können hat sich getäuscht! Die Stadt ist bis an die Pyramiden herangewachsen. Ist es die Grösse und die imposante Erscheinung der angeblich von “freiwilligen Helfern” errichteten Grabmähler oder die glühende Mittagshitze die uns überwältigt? Wir sind jedenfalls platt! Als Kontrastprogramm machen wir am Abend einen Besuch im Carrefour, Kairos grösstem Supermarkt mit allem was das Herz begehrt - von 5.000 Jahre Antike auf 5.000qm Einkaufsparadies in 2 h - verkehrte Welt!!! Nachdem wir nun länger als geplant in Kairo verbringen mussten, vom eigenen Land aufgehalten, ist die geplante Fähre über den Lake Nasser (Assuan Stausee) nicht mehr erreichbar. Also eine Woche im Verzug beschliessen wir auf weitere Wüstenerkundung zu gehen. Bei einer Pause auf dem Wege zur Oase Baharia finden wir versteinertes Holz. In völliger Begeisterung ist das Auto schnell vollgepackt, nach reichlichem überlegen wird allerdings auch einiges schnell wieder ausgepackt, aussuchen ist halt so schwer, und wenn’s sich um Jahrtausende alte Schätze handelt, um so schwerer! Und so zieht unsere kleine Karawane weiter zum Schlafplatz im Oasencamp. Die unglaubliche Schönheit der Wüste in dieser Gegend lässt alles vergessen. Die angeblich einzigartige Abwechslung der Wüstenarten, die wir durchqueren hält uns in Atem. Beginnend mit der steinigen Wüstensteppe, (Steinbrocken, ab und an ein paar trockene Dornengesträuche) durchqueren wir nacheinander zuerst die Schwarze Wüste und dann die Weisse Wüste (das Farbspiel von goldbraun über grau, schwarz bis hin zu Kalkweiss ist wunderschön). Mit Alex dem alten Mineralienfreund kommen wir natürlich nicht am “Crystalmountain” vorbei. Wir beschliessen hier zu übernachten und entdecken dabei ganze Berge aus Quarzkristallen, Gestein mit glitzernden Drusen durchsetzt. Schon wieder beginnt das qualvolle aussortieren und entscheiden welche Steine mitfahren dürfen und welche nicht. Vielleicht hat ja jemand Lust uns auf unserer Reise zu besuchen und darf dafür dann die ganzen Steine mit nach Hause schleppen, gell Andrea?! Weiter gehts zu den Oasen Farafra, Dakhla, und Bahariya. Im Vergleich zur Oase Siwa würden wir hier nicht weiter über diese Oasen berichten, wenn da nicht ein Tac-Tac-Tac-Tac.... aus unserem Motor kommen würde. Wir erleben die bis dahin leisesten und spritsparendsten 30 km unserer Tour - Stefan schleppt unseren Volvo in die nächste grössere Stadt, an deren Rand wir von einer Polizeieskorte empfangen und ins Viertel der Automechaniker eskortiert werden. Ihren Check-Point lassen die Jungs dafür einfach mal für nen halben Tag verwaisen, sie haben ja nun auch eine höhere Mission. Nach nur wenigen Minuten ist klar, ein Zahnrad der Motorsteuerung (Verbindung zwischen Nockenwelle und Ventilsteuerung) hat ein paar Zacken verloren. Das Absurde an der ganzen Sache ist, das Zahnrad ist aus Plastik (in Worten: PLASTIK) und das in einem schwedischen Auto... Nun beginnt die Suche nach dem Ersatzteil, der Lehrbub läuft von Shop zu Shop findet aber leider nix passendes. Ah, da wäre doch noch der Friedhof der Militärfahrzeuge, also wieder rein ins Auto und dort suchen - nichts. Nun macht sich bei uns Frustration breit, aber der Mechaniker winkt ab und erklärt, er wird das kaputte Zahnrad mit dem Bus nach Kairo schicken, dort wird sein Freund nach einem passenden Ersatzteil suchen und es mit dem nächsten Bus wieder zurückschicken und bestimmt sei es dann morgen Abend, spätestens Übermorgen morgens, schon da, inschallah. Mit skeptischen Nicken und dem Gedanken, welches Übermorgen es wohl sein wird, ergeben wir uns in die Zwangspause. Ohne unser rollendes Zuhause, das in der “Garage” (Schuppen, besser Baracke) verschlossen wurde, fühlen wir uns ein bisschen verloren. Am nächsten morgen kommt der Mechaniker mit zerknirschter Miene - uns schwant fürchterliches - doch er erklärt (mit Händen und Füssen), das Ersatzteil habe er gefunden, es sei aber ziemlich teuer. Uns fallen dennoch Backsteine vom Herzen, es bleibt jedoch die leise Beklemmung, ob es auch wirklich das richtige, passende Teil ist. Doch Wunder geschehen, das Teil ist am nächsten Morgen da und selbst nachdem der 20ste “Mechaniker” nachgezählt hat, ob die Anzahl der Zähne übereinstimmt, nachdem es durch min. 35 ölverschmierte Hände gegangen ist und selbst von den Checkpoint Soldaten für gut befunden wurde passt es noch!!! (Es ist übrigens ein Originalersatzteil und dazu 50% billiger als in Deutschland) Guten Mutes streben wir Assuan zu! Diesen brauchen wir auch, denn Mr. Sallah, der Alleinherrscher über die Fährverbindung nach Wadi Halfa/Sudan hat uns gemailt: “Sorry, I have reservations!” Also steigen wir in die Eisen und düsen nach Assuan um das Thema persönlich mit Mr. Sallah zu klären. Auch persönlich beharrt er weiter: Not possible, come back tomorrow. Tomorrow sagt er dann, es wäre eventuell möglich, aber nur wenn wir ihm, heute noch, den Nachweis bringen, dass wir unsere ägyptischen Nummernschilder abgegeben haben. Da um 3 Uhr die Behörden schliessen (jetzt ist gerade Mittag), jagen wir im Konvoi mit Hupkonzert durch die Stadt, um zu erfahren, dass wir erst ans andere Ende der Stadt, dort unter einem Baum eine Marke kaufen, mit der dann in die 3. Etage gehen und dort Stempeln und unterzeichnen lassen müssen. Wir bekommen dann ein Schriftstück ausgehändigt, mit dem wir wieder zurück durch die halbe Stadt rasen und am Ausgangspunkt dann -Stop, wir haben die Kopie vergessen- abgeben müssen. Sportlicher Auftrag, bei der “rasanten” ägyptischen Bürokratie und den, wir erinnern uns an Kairo, Strassenverhältnissen. Aber Matthias hat ja glücklicherweise in Libyen die Ausbildung zum Helldriver nicht umsonst gemacht - jetzt schliesst sich der Kreis. Mit Schweissperlen auf der Stirn und gehetztem Atem erscheinen wir wieder vor Mr. Sallah. Er meint: OK, come back tomorrow with the paper. Wir lieben Mr. Sallah! Gott sei Dank war er dann, Hamdulilah, doch so gnädig uns ein Ticket zu verkaufen mit der Anweisung morgens um 9.00 Uhr im Hafen zu sein. Jetzt noch einkaufen, vor allem Wasser und Lebensmittel, und dann will Matthias ja noch zum Frisör. Ein Meister der fliegenden Schere ist schnell gefunden. Der Lehrling reisst sich Matthias gleich unter den Nagel und fängt schon mal ein bisschen an. Oh, das allerdings erregt den Jähzorn des Chefs, der verständlicherweise solch einen Ehrengast selbst bedienen will. Nun beginnt eine gekonnte Show mit Langhaarschneider, der in kunstvollen Bewegungen am Hinterkopf entlanggeführt wird und der Verfeinerung des Grobschnittes mit der klappernden Schere. Schnipp, schnapp, schnipp, schnapp, ein Tee und ein bisschen ziehen an der Wasserpfeifen zwischendurch, schnipp, schnapp. Das erträgliche Ergebnis muss Matthias ausgiebig im Spiegel bewundern. Und nun noch ein Wunder im Kommerziell geprägten Assuan, der Kunstschnitt ist umsonst, ein Geschenk des Meisters an den (wahrscheinlich ersten) Fremden in seinem Laden! Wir sind gerührt. Wenn Ihr nun denkt, na Gott sei Dank, dann fahren sie am nächsten Morgen endlich auf das Boot und sind im Sudan, - weit gefehlt! Mit der ausführlichen Beschreibung der Ausreisebürokratie foltern wir Euch nicht. Es ist im Prinzip die umgekehrte Version der Einreiseformalitäten nur ganz anders und nicht ganz so schnell. Während der nicht zu kurzen Zeit, bis unsere Autos verladen werden und wir den Passagierdampfer entern können, bewundern wir sehr interessiert die ägyptische Packtechnik! Im Prinzip werden die Waren und Pakete einfach solange auf den Lastenponton geworfen bis diese sich an Deck zu mehrere Meter hohen Haufen türmen. Beladen sieht das Ganze dann aus, wie ein grosser Mülltransport. Der Ponton für unsere Autos wird, wie wir gegen Abend erfahren, zum Glück nur mit Fahrzeugen beladen. Im Laufe der Zeit stellt sich dann heraus, dass neben den Fahrzeugen unseres Konvois, noch ein englischer Doppeldeckerbus mit Billardtisch auf dem Weg nach Uganda und ein “Overlander Truck” mit 22 Low-Budget Travellern auf dem Ponton verladen werden soll. Dies alles nach bewährter afrikanischer Manier: Zuerst der Overland Truck, da er das meiste Gewicht mitbringt und damit dem Ponton ordentlich Tiefgang gibt. Dieser ist notwendig, damit die Rampe auf den Ponton nicht mehr ganz so steil ist für den Bus. Wie es sich aber herausstellt, ist nicht mehr ganz so steil noch immer viel zu steil und der Bus hängt mit seinen beiden Hinterachsen frei in der Luft. Die Ägypter lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen, schliesslich haben sie ja auch schon vor Jahrtausenden die Pyramiden gebaut, und mit vereinten Kräften - 14 Jungs geben gute Ratschläge, 5 Jungs versuchen es zwischenzeitlich mit schieben, einer platziert hilfreich nutzlose Decken unter den Rädern, derweil zieht der Truck den Bus schrappend und quietschend an Bord - leider ohne dessen Stosstange, die hängt noch am Pier. Kurz vor dem letzten Sonnenstrahl fahren auch wir unsere Autos auf den Ponton und begeben uns an Bord des überfüllten “Luxusdampfers” (Ein ehemaliges Rheinausflugsschiff). Die erste Klasse Kabine, die wir nach langem Betteln bei Herrn Sallah ergattern konnten, ist ein dreckiges Loch, aber alles ist besser als in der 2ten Klasse im Saal oder an Deck mit 500 Afrikanern auszuharren ohne auch nur annähernd einen Fuss an den Boden zu bekommen. Wir werfen vom Sonnendeck noch den einen oder anderen letzten Blick auf unsere Autos auf dem Ponton, denn schon nach dem Gebet sollen wir ablegen. Leider hat uns wieder einmal niemand gesagt, welches Gebet sie genau meinen. So schallt also noch das eine oder andere Gebet durch den Lautsprecher bis es endlich losgeht und ziemlich genau 17 Stunden später, in den Strahlen der Morgensonne gleiten wir an den Kolossalstatuen von Abu Simbel vorbei - welch ein Anblick! Kurz darauf werden wir vom Polizeiboot umkreist und sind hiermit im Sudan. |
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